Wie viel braucht ein Mensch um Glücklich zu sein? Mit dieser Frage beschäftigen sich einfache Menschen und Wissenschaftler zugleich. Fakt ist, dass wir und damit meine ich alle Bewohner der industrialisierten westlichen Welt zusammen, doppelt so viele Ressourcen verbrauchen wie unser Planet nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Andersrum gesagt, benötigen wir mit unserer heutigen Lebensweise schon zwei Planeten, um unseren gewohnten Lebensstil aufrecht zu erhalten. Als ob diese Tatsache aber nicht schon tragisch genug wäre, haben wir immer noch nicht genug. Zum Glück aber gibt es Menschen, die sich darüber bewusst sind und sich Gedanken nicht nur über sich selbst, sondern auch um ihre Mitmenschen, die Zukunft ihrer eigenen Kinder und Enkelkinder und über die Gesundheit unseres Planeten machen. Menschen, die über das bloße Denken hinaus auch etwas verändern wollen, zu handeln begonnen haben und dabei bei ihrem eigenen Verhalten anfangen. So ein Mensch ist Klemens Jakob.
Über einen YouTube Film sind wir auf Klemens und sein eigens entwickeltes Ownhome aufmerksam geworden und waren völlig beeindruckt. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass zunehmend mehr Menschen die Problematik der ungleichen Verteilung von Ressourcen auf unserem Planten erkannt haben und daran etwas ändern wollen. Ich hörte Klemens sprechen und war fasziniert von seiner Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlte. Ich musste ihn einfach besuchen. Auf seiner Internetseite fanden wir dann weitere Infos und Termine, an denen man das Ownhome besichtigen kann. 2 Wochen später war ich dort, im beschaulichen Isingen, einem kleinen beschaulichen Dorf auf der Schwäbischen Alb. Zur ersten Besichtigungrunde um 14 Uhr, waren wir etwa 15 Gäste, die unter anderem aus NRW, der Pfalz und sogar aus der Schweiz angereist waren um sich das Ownhome anzusehen. Einmal im Monat öffnet Klemens die Türen zu seinem Mini-Haus und präsentiert interessierten Besuchern die überschaubaren 18m² seines Zuhauses. Das Ownhome, mit einem nach Süden ausgerichteten Pultdach, an dessen Ende ein Gewächshaus im gleichen Dachwinkel anschließt, ist völlig autark. Eine Photovoltaikanlage versorgt die wenigen elektrischen Verbraucher des Ownhome mit Gleichstrom. Ein sogenannter Wechselrichter, der die Gleichspannung in eine 230 Volt Wechselspannung transformiert, kommt hier nicht zum Einsatz. Sechs Solarbatterien speichern die Sonnenenergie und liefern etwa 500 Ah. Die ständigen Verbraucher sind eine UV-Lampe zur Entkeimung des gesammelten Regenwassers, ein kleiner Unterbaukühlschrank und eine Wasserpumpe. Viel mehr wird zusätzlich auch nicht benötigt. Die LED-Lampen verbrauchen kaum Strom und für das Aufladen von Handy und Laptop, langt die Kapazität der Batterien allemal.
Das vom Dach aufgefangene Regenwasser wird in Tanks geleitet und nach Bedarf in die Pflanzenkläranlage gepumpt, in der das Wasser durch verschiedene Filterschichten sickert und Verunreinigungen zusätzlich von Bakterien zersetzt werden. Das Ergebnis, klares Wasser zum Wäschewaschen, Spülen und Duschen. Für die Trinkwassergewinnung hat Klemens zusätzlich noch eine Umkehrosmoseanlage installiert, die durch ihre hauchdünne, feinporige Membran, auch noch die kleinsten Partikel herausfiltert. Zur Warmwasseraufbereitung dient an kalten Tagen ein Holzofen, an warmen Tagen ist in Zukunft die Erwärmung über eine Solartherme geplant. 20 Minuten lang eine warme Dusche genießen zu können, ohne wirklich Wasser, oder Unmengen an Energie zu verbrauchen, darauf ist Klemens besonders stolz. Das Abwasser oder auch Grauwasser genannt, wird im Ownhome nämlich immer wieder durch die Pflanzenkläranlage gefiltert und somit in ständigen Kreislauf wiederverwendet. Wasser gebrauchen, anstatt es zu verbrauchen. Was so schön klingt, ist in der Praxis aber nicht immer ganz leicht und sicherlich auch nicht für jeden geeignet. Unüberlegt einfach mal Essensreste in den Abfluss zu kippen, ein herkömmliches Shampoo oder gar einen Rohreiniger zu verwenden, würde sich sehr schnell an den Pflanzen in der Kläranlage bemerkbar machen. Das Spülmittel, die Seife, das Shampoo, alles im Ownhome ist zu 100% ökologisch, ohne chemische Zusätze und natürlich biologisch abbaubar.
Ein weiterer Clou, die Trockentrenntoilette. Wie man dem Namen bereits ableiten kann, handelt es sich um eine Toilette ohne Wasser, in der Feste und Flüssige Ausscheidungen voneinander getrennt werden. Der Urin wird in einem Behälter gesammelt und kann später im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt, als biologischer Dünger im Garten Verwendung finden. Die darin enthaltenen Nähstoffe wie Phosphor und Stickstoff, sind essentiell für alle Pflanzen. Da unsere Böden schon längst völlig ausgelaugt sind, wird es höchste Zeit ihnen auch mal wieder etwas zurückzugeben. Feste Ausscheidungen werden mit etwas Asche oder Sägemehl versetzt und landen nach einiger Zeit der Fermentation auf dem Kompost, wo er noch mindestens ein Jahr weiter reifen muss, bevor auch dieser, mit Gartenerde vermischt, wieder seinen Weg in unsere Erde findet. Auch wenn es für die meisten noch etwas befremdlich erscheint, erfreuen sich diese Toiletten immer größerer Beliebtheit. Es wird kein Trinkwasser verbraucht und das Ganze ist selbstverständlich völlig geruchsneutral und damit sogar noch besser als jedes WC (Wasserklosett). Ich kann nur jedem Leser empfehlen, sich völlig unvoreingenommen im Internet zu informieren, bevor man aus Ahnungslosigkeit und Angst vor neuen Dingen, die Nase zu rümpfen beginnt.
Seit gut einem dreiviertel Jahr lebt Klemens nun in seinem ownhome und scheint es richtig zu genießen. Das Gefühl eingeschränkt zu sein oder auf Dinge verzichten zu müssen, empfindet er nicht. Ganz im Gegenteil, er hat wie er sagt, das wichtigste gewonnen was ein Mensch in seinem Leben zur Verfügung hat, Zeit. Ein anderer wichtiger Schritt dafür war auch, sich von Gegenständen zu trennen und seine Besitztümer auf ein Minimum zu reduzieren. Klemens spricht in seinem Fall von rund 200 Gegenständen die er sein Eigen nennt. Der persönliche Bezug, beispielsweise zu einer einfachen Tasse und die Wertschätzung zu den wenigen Gegenständen wird dadurch viel tiefer.
Glücklich über unseren Besuch bei Klemens, standen wir über eine Stunde mit den allen anderen Besuchern auf 18m², und keiner hatte ein beengendes Gefühl, die Raumluft war trotz über 30°C Außentemperatur nicht stickig. Durch die beiden dreifachverglasten Türen die sich einmal auf der Sonnenseite und einmal auf der gegenüberliegenden Nordseite befinden, lässt sich die Wunschtemperatur quasi manuell regulieren. Der hohe Raum mit Schlafboden, die gut durchdachte Platzierung der Fenster und Glastüren in Kombination mit warmen Farbtönen und weichen Rundungen anstelle von harten Ecken und Kanten, erzeugt eine gemütliche und optisch sehr ansprechende Umgebung. Das auch die verwendeten Materialien aus natürlichen und nachhaltigen Rohstoffen bestehen, versteht sich ja schon fast von selbst. Die Verwendung von Holz, Lehm und Kalk, lässt das Gebäude atmen und dabei schon fast zum Leben erwecken. Diese wohltuenden Baustoffe schaffen ein spürbar angenehmes und gesundes Raumklima, das alle Anwesenden begeistert hat.
Es war ein wunderschöner Tag, ein Ausflug ins Grüne, den ich jedem nur wärmstens empfehlen kann. Schauen Sie einfach mal bei Klemens vorbei, unterstützen Sie dieses tolle Projekt und lassen Sie sich zugleich inspirieren. Verbinden Sie Ihren Besuch mit einem Abstecher auf die Burg Hohenzollern, in die wunderschöne Altstadt von Tübingen oder einer der vielen anderen Sehenswürdigkeiten der Schwäbischen Alb.